35) Siem Reap – lokah samastah sukhino bhavantu…

In den ersten vier Stunden unserer Reise nach Siem Reap fuhren wir etwa 10 Minuten Boot, 20 Minuten Bus und verbrachten die restliche Zeit mit Warten auf eines der beiden. Irgendein Tourguide sammelte zwischendurch die Pässe der meisten Mitfahrenden ein und kassierte mit Aufpreis Geld dafür ein, dass er sich um die Ein- und Ausreisestempel und das Visum kümmern würde. Uns nicht verarschen lassend behielten wir unsere Pässe. Kurz vor der Grenze betonte Mr. IchwilleuerGeld, dass es zwei drei Stunden dauern würde und wir unser gesamtes Gepäck mitnehmen und einen Kilometer bei der Hitze über die Grenze puckeln müssten, doch wir blieben stark und durchstanden das Procedere zusammen mit einigen anderen auch so problemlos in etwa einer Viertelstunde. 2$ für den Ausreisestempel aus Laos, ein kurzer Spaziergang rüber nach Kambodscha, wo wir nochmal 30$ für das Visum und 5$ für den Einreisestempel loswurden und schwupp waren wir wieder beim Bus und warteten nicht etwa auf die auf eigene Faust Einreisenden, sondern letzten Endes auf die Mittag essenden Busfahrer… Der Bus brachte uns dann auch nur noch ein Stückchen und hieß es dann Umsteigen in einen Minivan, bei dem zu unserem euphorischen Erstaunen noch Plätze in der ersten Reihe frei waren. Mit unserem öfter Mal Leute ein- und ausladenden Minivan ritten wir alsdann zumeist mittig zwischen den Fahrstreifen (schließlich musste ständig überholt werden) über die welligen Straßen Kambodschas, vorbei an Feldern, Wäldern, Dörfern, Plantagen, Bergen, Märkten und Kühen und kamen schließlich in der abgasschweren Luft Siem Reaps an.

Den ersten Tag strolchten wir tiefenentspannt mit einem Fruitshake in der Hand durch die Straßen, Märkte und Malls, um uns nach Souvenirs umzusehen – begleitet von einem nicht endenden Strom an „Hey Lady, nice scarf for you. Come Lady have a look inside. Good price. Lady discount only for you. You want some pants Lady?“.

Mit etwas übergewichtigen Rucksäcken machten wir uns am nächsten Tag aufgeregt und neugierig auf den Weg zum Yoga- und Meditationsretreatcenter Hariharalaya. Gianna war auf die Website gestoßen und die Mischung aus körperlicher Betätigung, meditierendem zur Ruhe Kommen, gesundem veganen Essen, dem im Moment Sein (ganz ohne elektronische Geräte..!), der Nähe zur Natur und der Betonung von Kreativität (sowie die Präsentation all dessen in einem sehr ansprechenden Design :P) hat uns direkt überzeugt. Die feste Tagesstruktur brachte Halt und Orientierung und bot gleichzeitig genügend Abwechslung sowie Freiräume, um seiner eigenen Nase zu folgen. Meine leitete mich natürlich etwa 80% der freien Zeit mit Herzchenaugen zur Gitarre! Ansonsten waren die Tage von zwei Stunden Yoga und Meditation am Morgen und einer weiteren am Abend, köstlichen abwechslungsreichen Mahlzeiten und einer bunten Mischung an Angeboten geprägt. So ging es in die Kletterhalle, wurden vegane Nachtischbällchen gerollt, Fragerunden eröffnet oder besondere Yogaformen und Massagen angeboten. Derart kamen wir in den Genuss einer sehr entspannenden von einem blinden Kambodianer durchgeführten Shiatsu Massage! Abends haben wir außerdem gejamt und gesungen, kambodianische Spiele und Tänze kennengelernt und einen spannenden Film zum Thema Minimalismus geschaut. Mein persönliches Highlight war allerdings das „Extasische Tanzen“, sprich großartiges gedankenloses Ausflippen zu einer interessanten Mischung aus vibrierenden Bässen, spherisch angehauchten Klängen und Justin Timberlake. Nach dem langen erfüllten Tag ging es dann immer ab halb elf in die bis zum Frühstück anhaltende “ Silent time“, in der weder mit Worten noch mit Zettelchen kommuniziert werden sollte. Sehr ungewohnt, aber super spannend. Vor allem als die Ruhezeit an eine Tag bis hin zum Mittagessen ausgedehnt wurde. Da kann man für sich, aber gleichzeitig mit anderen sein, ganz ohnderöflichkeitssmalltalk und Automatismusgesprächen.

„Lokah samastah sukhino bhavantu“ ist übrigens ein Friedensmantra, das übersetzt so viel wie „Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren.“ bedeutet. Dieses Mantra haben wir jeden Tag gesungen, noch viel häufiger allerdings „Ommmm“, nämlich vor und oft nach jeder Aktion, jeder Yogastunde, jedem Essen.. Das wurde dann doch irgendwann etwas viel.

Insesamt bescherte uns das kleine Hariharalayapradies fünf wundervoll erholsame wenn auch anspruchsvolle Tage, ganz viel Zeit zum Momentegenießen, etliche interessante Gespräche und großartige (neue) Erfahrungen.

Da hat uns die Rückfahrt rein in die Abgaswolke von Siem Reap etwas unvorbereitet zurück in den Reisealltag katapultiert. Glücklicher Weise hielt sie allerdings bestaunenswerte Orte für uns bereit. Zum einen die Floating Villages, bestehend aus riesig hohen Stelzenhäuschen, an denen wir langsam mit dem Boot vorbeituckelten, um letzten Endes auf dem See die Sonne in den Horizont eintauchen zu sehen.

Zum anderen wartete natürlich noch der oft als achte Weltwunder betitelte Angkor Wat und weitere Tempel Angkors auf uns. Vor Sonnenaufgang aufzustehen, war uns dann doch zu früh, sodass wir uns gemütlich um sieben (und das hat sich durchaus auch noch als fruh angefühlt) auf den Weg machten und entgegen der Massenströme nicht erst zu Angkor Wat fuhren. Stattdessen führte unser Weg zuallererst zu Bayon mit seinen meterhohen aus Stein gemeißelten Gesichtern, bewunderten wir alsdann Baphuon hinsichlich seiner Symmetrie, durchwanderten den von Bäumen mit riesigen Wurzeln durchwachsenen Ta Prohm und bestaunten schließlich den weiter außerhalb gelegenen Banteay Srei, der aufgrund seiner zauberhaft filigranen Verzierungen auch als Frauentempel bezeichnet wird. Angkor Wat war der krönende und ziemlich beeindruckende Abschluss eines ohnehin von viel Staunen geprägten Tages. Der Blick vom Haupttempel über die gigantische Anlage und die in der Ferne in Dunst verschwindenden Baumwipfel war einfach der Hammer. Etwas genervt waren wir zwischenzeitlich von den fotografierend an uns vorbeihetztenden Asiaten, doch wir waren ja nun geübt, den Moment zu genießen.

Siemreapisches Souvenir-Shopping
Hariharalayaparadies
Klettern – und zwar barfuß!
Endlich wieder Gitarre spielen..
Nachmittägliches Kuchengeschlemme
Floating Villages
Sonnenuntergang. Und posierende/fotografierende Asiaten.
Steingesichter des Bayons
Bayons Fotomodel
Ausblick vom Baphuon
Ta Prohm und seine Baum- und Wurzelfreunde (oder doch eher Feinde?)
Banteay Sreis grazile Verzierungen
Angkor Wat
Kaum mit der Kamera einzufangene Vorsonnenuntergangsstimmung vom Hauptgebäude Angkor Wats aus
Ein Typ: „Is this the sunsetviewpoint?“
Wir: „Not THE, but we are watching the sunset from here.“
Der Typ: „I thought you might know because you’re the only ones actually looking at the sun..“
Jaa.. Er hätte es womöglich auch sagen können, wenn er nicht uns sondern die Sonne angeschaut hätte..

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert