30) Chiang Rai – I’m walking, yes indeed, and I’m talking…

Unsere Tour im Reisebus gestaltete sich zwar als eine ziemliche Achterbahnfahrt mit Überholmanövern, deren man vorzugsweise nicht Zeuge geworden wäre, doch nach dreieinhalb Stunden kamen wir dennoch wohlbehalten im abendlichen Chiang Rai an. Dort mussten wir zunächst eine Schar Taxifahrer abwimmeln, die einfach nicht verstehen wollten, dass man auch zu seinem Hostel laufen kann, und spazierten schließlich durch die belebten Straßen zu unserer nächsten Heimat. Die stellte sich als Farbkombinationswahnsinn heraus, kredenzte uns allerdings am nächsten Morgen ein hervorragendes Frühstück. Während im doppelt so teuren Hostel in Chiang Mai nicht mal jeden Morgen Toast da war, wurde hier das Buffet wie Tischlein deck dich immer wieder mit verschiedenen Obstsorten, kleinen Pizzahappen, Toast, Butter, Marmelade und Wasser für Kaffee, Kakao oder Tee aufgefüllt.

Nach der ganzen Abgasbelästigung in Chiang Mai (der süßliche Geruch der Tuk Tuks wird mit jedem Tag abstoßender) beschlossen wir, eine Fahrradtour zum berüchtigten weißen Tempel ein Stückchen südwestlich von Chiang Rai zu unternehmen. Nachdem wir Stadt und große Straßen hinter uns gelassen hatten, wurde es endlich zunehmend grün mit Feldern und Bäumen und Palmen sowie bunt vor lauter Blumen. Am Horizont ragten stolz die umgebenden Berge auf und wir freuten uns des Radelns. Nach 14km tauchten endlich die weiß glitzernden Spitzen des Wat Rong Khun auf. Der Weg zum Hauptgebäude führt zunächst als eine langgezogene Brücke vorbei an aus dem Boden ragenden Händen (symbolisch die Hölle) bis hin zum Eingang des Tempels (symbolisch das Himmelstor). Während er aus der Ferne eher an den Palast einer bösen Schneekönigin erinnert, sind die Verzierungen von Nahem betrachtet sanft und verschnörkelt – da musste ich mich natürlich direkt verlieben. Auch das schlichte weiß in Kombination mit den leuchtenden Spiegelsteinchen ist ganz in meinem Sinne. ;)

Da uns der Wind um die Ohren und das flexible Unterwegssein zugesagt hat, liehen wir am Folgetag sogleich nochmal die Fahrräder aus. Dieses Mal ging es zunächst zum näher gelegenen blauen Tempel, Wat Rong Suea Ten, errichtet vom Schüler des Erbauers des weißen Tempels. Der blauen Grundfarbe entsprechend finden sich viele Wellen- und Wassermotive an seinen Wänden. Abgesehen vom blau sind viele schmückende Elemente ganz zu Debbys Entzücken mit sämtlichen Farben des Regenbogens verziert und durch wilde Farbverläufe plastisch hervorgehoben. Sehr beeindruckend, wenn auch stilistisch weniger meins.
Alsdann radelten wir weiter zum Wat Tham Phra (Buddha Images Cave). Inmitten einer Höhle im Berg sind hier etliche Buddhastatuen aufgestellt und wird somit eine interessante Kombination aus Natur und Kultur geschaffen. Nachdem ein Mönch Debby beim Meditieren beobachtet hatte, bastelte er ihr einen kleinen glücksbringenden und schützenden Anhänger – sie grinste strahlend von einem Ohr bis zum anderen (ich konnte schwören ihre Augen waren herzförmig).

Um tatsächlich mal vollständig dem Abgasgestank der Stadt und der Straßen zu entfliehen, buchten wir für den dritten Tag im Chiang Rai eine Trekkingtour. Mit einer nationalitätsmäßig bunt durchmischten Gruppe wanderten wir also durch den Dschungel und die umliegende Berglandschaft. Selbst an recht steilen bewachsenen Hängen gab es nur in Ausnahmefällen ein Geländer, doch unser Guide bestückte uns sogleich mit einem aus Bambus geschnittenen Wanderstab und bastelte aus riesigen Blättern Stirnbänder für uns – so viel zum Thema „manchmal ist es unvermeidbar bescheuert auszusehen“. Einem geschenkten Gaul guckt man bekanntlich nicht ins Maul. Zur Mittagszeit wurde die was.kann.man.alles.Tolles.mit.Bambus.machen-Erfahrung durch bamboo cooking erweitert. In die zurechgeschnittenen Bambusröhren füllten wir auf Anweisung hin Eier, geschnittenes Gemüse, Gewürze und Wasser. Dann wurden sie mit einem Blatt verschlossen, einem Loch versehen und an ein Gestell über dem Feuer neben die Fleischspieße gelehnt. Während alles garte, schnitzten unser Guide und einer der beiden Köche Tassen und Schälchen aus dünnerem Bambus während der andere Koch aus einem riesigen Stück Bambus und zwei Y-förmigen Ästen eine Art Buffee aufbaute (auch wenn es eher einem Futterkrug glich). Darin wurde nun das gestockte Ei und knusprige Fleisch angerichtet sowie das gegaarte Gemüse samt Flüssigleit mit Nudeln und Kokosmilch verfeinert. Köstlich! Gestärkt wanderten wir weiter durch den wild bewachsenen Dschungel, erklommen kleine und große Hügel, quietschten über die grandiose Aussicht, spazierten durch einige Bergdörfer, bewunderten einen uns kühl sprenkelnden Wasserfall, durchliefen eine Teeplantage und endeten schließlich in einem Hotpool (wobei uns ein Coolpool wohl eher zugesagt hatte). Alles in allem ein genialer Tag in der Natur mit leckerem Essen und in angenehmer Begleitung.

Am letzten gemeinsamen Abend genossen wir noch leckeres Streetfood vom Nachtmarkt und setzten Debby am nächsten Morgen in ihren Bus nach Chiang Mai, von wo aus sie ihre Reise nach Neuseeland antreten wird. Damit enden die ersten vier Wochen, das Reisen zu viert (beziehungsweise zu dritt) und unsere Zeit in Thailand. Wir blicken erfüllt auf all die Dinge, die wir erlebt und bestaunt haben und starten nun selbstbewusst und voller Vorfreude in den nächsten Abschnitt unserer Reise: Laos wir kommen!

Radeln durchs Grüne
Der wunderschöne weiße Wat RonTempels
Kleiner Traumgarten im Gelände des weißen Tempels
Buddhastatuen in den Felsen am Wegesrand
Der blaue Wat Rong Suea Ten
Blau blau blau sind alle meine Kleider…
Wilde Wanderer
Endlich Natur pur
Bambusmikado
In Bambusröhren gekochtes Mittagessen aus dem Bambusfuttertrog
Kühle Brise am Wasserfall
Uuund das Kontrastprogramm Hotpool