38) Südostasien – Budgetierung & Kassensturz

1) BUDGETIERUNG

Geplant war ein Monatsbudget von 1000€ pro Person (sprich 32,26€ pro Person pro Tag), das wir folgender Maßen auf die Unterkategorien verteilt haben:

  • Nahrungsmittel: 248€ (8€ pro Tag)
  • Verkehrsmittel: 200€ (~ 6,45€ pro Tag)
  • Aktivitäten & pers. Ausgaben (Ausflüge, Eintrittsgelder, Kleidung, Souvenirs, Postkarten,…): 230€ (~ 7,42€ pro Tag)
  • Unterkunft: 248€ (8€ pro Tag)
  • wichtige Formalien (Dokumente, Kopien, Geldgebühren, Visum, …): 40€ (~ 1,29€ pro Tag)
  • sonstige Lebensunterhaltskosten (Drogerie, …): 14€ (~ 0,45€ pro Tag)
  • Puffer: 20 €

 

2) KASSENSTURZ

Und wie sah das dann in Realität aus? Für euch machen wir uns nackig und stürzen Kassen, Portmonnaies und Konten. ;)

GESAMTAUSGABEN (66 Tage)
3569,9€ (1784,95€ pro Person)
~ 27,04€ pro Person pro Tag

AUSGABEN THAILAND (28 Tage)
insgesamt 1.278,50€ (639,24€ pro Person)
~ 22,83€ pro Person pro Tag

AUSGABEN LAOS (20 Tage)
insgesamt 954,46€ (477,23€ pro Person)
~ 23,86 € pro Person pro Tag

AUSGABEN KAMBODSCHA (13 Tage)
insgesamt 800,59€ (400,295€ pro Person)
~ 30,79€ pro Person pro Tag

AUSGABEN NACH KATEGORIEN & LÄNDERN

  • Verkehrsmittel
    T 300,02€
    ~ 5,36€ pro Person pro Tag
    L 227,90€
    ~ 5,7€ pro Person pro Tag
    K 153,89€
    ~ 5,92€ pro Person pro Tag
  • Aktivitäten
    T 309,31€
    ~ 5,52€ pro Person pro Tag
    L 127,36€
    ~ 3,18€ pro Person pro Tag
    K 140,25€
    ~ 5,39€ pro Person pro Tag
  • Lebensmittel
    T 287,34€
    ~ 5,13€ pro Person pro Tag
    L 257,61€
    ~ 6,44€ pro Person pro Tag
    K 241,29€
    ~ 9,28€ pro Person pro Tag
  • Unterkunft
    T 273,12€
    ~ 4,88€ pro Person pro Tag
    L 202,46€
    ~ 6,06€ pro Person pro Tag
    K 124,46€
    ~ 4,79€ pro Person pro Tag
  • persönliche Ausgaben
    T 59,12€
    ~ 1,06€ pro Person pro Tag
    L 8,27€
    ~ 0,21€ pro Person pro Tag
    K 62,14€
    ~ 2,39€ pro Person pro Tag
  • sonstige Lebensunterhaltskosten
    T 32,79€
    ~ 0,59€ pro Person pro Tag
    L 4,75€
    ~ 0,12€ pro Person pro Tag
    K 11,41€
    ~ 0,44€ pro Person pro Tag
  • wichtige Formalien
    T 16,80€
    ~ 0,3 € pro Person pro Tag
    L 126,11€
    ~ 3,15€ pro Person pro Tag
    K 67,15€
    ~ 2,58€ pro Person pro Tag

Aufgrund der ganzen Geldwechslereien und dem ständigen Währungsumrechnen sind die Beträge natürlich nicht hundertprozentig korrekt. Zumal mal ein Frühstück bei der Unterkunft oder ein Mittagessen bei einer Tour inklusive war. Aber ihr bekommt hoffentlich eine Vorstellung. Viel Spaß beim Zahlenjonglieren.

37) Über Phnom Penh nach Ho-Chi-Minh-Stadt – now it’s time to leave, time to say goodbye

Im Gegensatz zur Fährenhinfahrt bescherte uns der Rückweg durchaus unruhigen Wellengang. Gianna nahm direkt vorsorglich einen Reisekaugummi, ich dann später auch – allerdings schlug die Übelkeit des Schaukelns mit dem Kaugummi bei mir erst in Magenkrämpfe und dann in Übelkeit vom Kaugummi um, sodass ich ihn wieder ausspuckte und heilfroh war, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, unsere Zungen langsam wieder zum Leben erwachten (die Kaugummis machen nämlich alles auf unangenehmste Weise taub) und wir unsere leeren von den Kaugummis aufgewühlten Mägen mit einem Frühstück beglücken konnten. Kaum aufgegessen ging es dann auch schon mit dem Minivan zum Bus und mit dem Bus nach Phnom Penh. Ursprünglich hatten wir angedacht, direkt nach HCMS zu fahren, doch mit der Verspätung der Fähre erledigte sich diese Option und letztendlich genossen wir den späten Nachmittag in PP sehr. Er bescherte uns nämlich DEN Oreoshake unserer Reise, einen entspannten Spaziergang durch Straßen und am Wasser entlang und ein wundervolles Schlemmen auf dem Nachtmarkt.

Adäquat gestärkt genossen wir quatschend die letzte Reisebusfahrt, schmunzelten über den chaotischen Ablauf am Grenzübergang und kamen schließlich im lauten Moppetgewirr Ho-Chi-Minhs an. Am Anfang unserer Reise wären wir von Lautstärke und Reizüberflutung wohl völlig überfordert gewesen, doch nun mit gestählerten Nerven fühlten wir uns nach der tiefenentspannten Ko-Rong-Woche glatt wohl im abwechslungsreichen Chaos, betrieben noch ein wenig Alibisightseeing und bereiteten ansonsten Giannas Abflug vor.

Für unseren letzten Abend hatten wir eigentlich angedacht, eine der schicken Rooftopbars zu besuchen, doch nach erfolglosem Shopping nach etwas Dresscodeentsprechendem versackten wir letztendlich in einem wirklich zauberhaften Café (wir hätten es zwar nicht für möglich gehalten, doch ja, man kann tatsächlich in einem Café versacken!). So probierten wir uns durch die Kaffeekarte und ließen unter viel Gelächter, manchem Kloß im Hals und mit jeder Menge Sentimentalität unsere Reise Revue passieren. Das Fazit: Was haben wir für ein Glück, einander zu haben und in unseren jungen Jahren bereits so viele eindrucksvolle Orte dieser Welt bereisen zu können. Und: Wir reisen wieder, keine Frage!

Instagrammprofis, die erst daran denken, ihre oberaffengeilen Shakes zu fotografieren, wenn diese leider nicht mehr ganz so imposant aussehen..^^
Schnabulieren auf dem Nachtmarkt in Phnom Penh
Phnom Penh bei Nacht
Alibisightseeing in HCMS: Notre-Dame-Kathedrale
So lässt es sich doch glatt in einem Café versacken
Sentimentale Selfietime

36) Ko Rong – don’t worry, be happy now!

Gefüllt mit den Eindrücken aus Angkor machten wir uns nach einer erfrischenden Dusche mit dem Nachtbus gen Süden auf. Im puren Luxus von Einzelbetten in Austrecklänge schliefen wir entspannt wenn auch sehr unruhig während uns der Busfahrer sicher nach Sihanoukville brachte. Im Morgengrauen fuhr uns dort ein Taxi zum Anleger, von wo aus wir nach einigem Warten das Schnellboot hinüber nach Ko Rong nahmen. Alle Schäfchen mit dem gelben CoconutBeach-Sticker wurde gleich beim ersten Halt hinausgetrieben – allerdings nicht wie erwartet am Hafen des Strandes, sondern an einem anderen etwas weiter nördlich. Freundlicher Weise wurden uns für den Spaziergang hinüber allerdings die großen Rucksäcke abgenommen (eine spezielle Kandidatin empfand die 10 Minuten über den steinigen Hügel bei der Hitze laufen dennoch als eine furchtbare Zumutung und kehrte auf halber Strecke laut zeternd zurück – sie wart nicht mehr gesehen). Doch alles Schwitzen war direkt vergessen, als wir oben ankamen und den ersten Blick in dir zauberhafte Bucht des Coconut Beaches erhaschten. Seinem Namen gerecht werdend ist sie übersäht von Kokosnusspalmen, die sanft im Wind schwingend auf dem weißen Sand ruhen, der so fein ist, dass er quietscht wenn man darüber läuft. Der Weg hinunter führt zunächst zwischen absurd überteuerten Bungalows hindurch und endet am Strand. Hier verbrachten wir zwischen den an den Bäumen hängenden kleine Mobiles aus Muscheln und Töpfen mit Orchideen unsere Tage und schliefen in einem der kleinen an der Seite des Strandes aufgestellten Zelte. Nach all den Wochen voller Überlegungen, Planungen und Entscheidungen tat es unendlich gut, mal nur im Schatten am Strand zu sitzen, den Blick auf das türkiese Wasser aufzusaugen, zu lesen, Hörbücher und Musik zu hören und sich drei Mal täglich ins Strandrestaurant zu begeben, um die hungrigen Mägen zu füllen. Zwischendurch stürzten wir uns natürlich auch voller Freude ins pupswarme Nass und schlenderten so die Sonne noch nicht oder nicht mehr so sehr brannte am Strand entlang. Während wir bereits im Schatten und bei völliger Reglosigkeit schwitzten und uns schon die fünf Meter durch die Sonne zum Restaurant laufen beinahe Kopfschmerzen bereiteten, grillten die meisten anderen Gäste unbeirrt in der Mittagshitze, Sonnenbrand hin oder her.

Das einzige geplante „Event“ war eine Schnorcheltour, die sich allerdings als weniger unseren Vorstellungen entsprechend herausstellte. An Bord des Bootes gab es Freibier und Whiskey, wurde fleißig geraucht und lautstark Partymusik gehört und hielten wir zwischendurch an um zu fischen (ganz unsere Welt also!). Selbst der wirklich wunderwunderschöne Sonnenuntergang war leider nur schwer zu genießen, denn von jedem zweiten der etwa fünfzehn nebeneinander ankernden Boote dröhnte ein anderer Partysong aufs Meer hinaus und vermischte sich zu einen irritierenden Brei nicht zueinander passender Zutaten bis er am Ohr ankam. Selbst die halbe Stunde Schnorcheln machte uns mit dem Anblick des teilweise zerstörten Riffs eher traurig, auch wenn sowohl Korallen als auch Fische durchaus fröhlich bunt leuchteten. Wir versuchten dennoch das Beste daraus zu machen, genossen das Schwimmen, tanzten zur Partymusik, probierten ein kambodianisches Bier und bestaunten den Long Beach Ko Rongs und von ihm aus den Sonnenuntergang.

Ganz ohne Tour (auch wenn es natürlich geldmachereimäßig auch als solche angeboten wurde), konnten wir uns außerdem abends ungläubig dem Anblick des phosphorisierenden Planktons erfreuen. Das ist wirklich wie ein kleines Wunder. Man läuft ins Wasser und je tiefer man kommt, desto mehr beginnt es um die Füße und Beine herum zu leuchten. Bewegt man sich schneller verschwimmen die glühwurmähnlichen Punkte zu einem leuchtenden Schleier, den man hinterlässt und der allzu schnell wieder verschwindet. Wenn man schwimmt meint man gar durch einen flüssig gewordenen Sternenhimmel zu schweben. Einfach unglaublich!

Der ersterhaschte Blick in die Bucht
Milchiger Sonnenaufgang
Traumfrühstück am Traumstrand
Baden ganz ohne Gänsehaut
Kann man sich da jemals satt sehen?!
Leider waren die Schilder „Keep Coconut Beach clean“ weniger erfolgreich (‚keep‘ war da eher fehl am Platz…)
Kokosnuss frisch vom Kokosnussbaum des Kokosnussstrandes (und im Hintergrund die Zeltbehausung)
Stammstrandrestaurant
„Schnorchel“-Tour
Sonnenuntergang am Long Beach (zum Glück ohne akustische Übertragung…!)
Und zum Abschluss am letzten Tag doch noch ein strahlender Sonnenaufgang (zum Glück war das Meer so aufgewühlt, dass wir die Abreise noch um einen Tag verschoben haben)

35) Siem Reap – lokah samastah sukhino bhavantu…

In den ersten vier Stunden unserer Reise nach Siem Reap fuhren wir etwa 10 Minuten Boot, 20 Minuten Bus und verbrachten die restliche Zeit mit Warten auf eines der beiden. Irgendein Tourguide sammelte zwischendurch die Pässe der meisten Mitfahrenden ein und kassierte mit Aufpreis Geld dafür ein, dass er sich um die Ein- und Ausreisestempel und das Visum kümmern würde. Uns nicht verarschen lassend behielten wir unsere Pässe. Kurz vor der Grenze betonte Mr. IchwilleuerGeld, dass es zwei drei Stunden dauern würde und wir unser gesamtes Gepäck mitnehmen und einen Kilometer bei der Hitze über die Grenze puckeln müssten, doch wir blieben stark und durchstanden das Procedere zusammen mit einigen anderen auch so problemlos in etwa einer Viertelstunde. 2$ für den Ausreisestempel aus Laos, ein kurzer Spaziergang rüber nach Kambodscha, wo wir nochmal 30$ für das Visum und 5$ für den Einreisestempel loswurden und schwupp waren wir wieder beim Bus und warteten nicht etwa auf die auf eigene Faust Einreisenden, sondern letzten Endes auf die Mittag essenden Busfahrer… Der Bus brachte uns dann auch nur noch ein Stückchen und hieß es dann Umsteigen in einen Minivan, bei dem zu unserem euphorischen Erstaunen noch Plätze in der ersten Reihe frei waren. Mit unserem öfter Mal Leute ein- und ausladenden Minivan ritten wir alsdann zumeist mittig zwischen den Fahrstreifen (schließlich musste ständig überholt werden) über die welligen Straßen Kambodschas, vorbei an Feldern, Wäldern, Dörfern, Plantagen, Bergen, Märkten und Kühen und kamen schließlich in der abgasschweren Luft Siem Reaps an.

Den ersten Tag strolchten wir tiefenentspannt mit einem Fruitshake in der Hand durch die Straßen, Märkte und Malls, um uns nach Souvenirs umzusehen – begleitet von einem nicht endenden Strom an „Hey Lady, nice scarf for you. Come Lady have a look inside. Good price. Lady discount only for you. You want some pants Lady?“.

Mit etwas übergewichtigen Rucksäcken machten wir uns am nächsten Tag aufgeregt und neugierig auf den Weg zum Yoga- und Meditationsretreatcenter Hariharalaya. Gianna war auf die Website gestoßen und die Mischung aus körperlicher Betätigung, meditierendem zur Ruhe Kommen, gesundem veganen Essen, dem im Moment Sein (ganz ohne elektronische Geräte..!), der Nähe zur Natur und der Betonung von Kreativität (sowie die Präsentation all dessen in einem sehr ansprechenden Design :P) hat uns direkt überzeugt. Die feste Tagesstruktur brachte Halt und Orientierung und bot gleichzeitig genügend Abwechslung sowie Freiräume, um seiner eigenen Nase zu folgen. Meine leitete mich natürlich etwa 80% der freien Zeit mit Herzchenaugen zur Gitarre! Ansonsten waren die Tage von zwei Stunden Yoga und Meditation am Morgen und einer weiteren am Abend, köstlichen abwechslungsreichen Mahlzeiten und einer bunten Mischung an Angeboten geprägt. So ging es in die Kletterhalle, wurden vegane Nachtischbällchen gerollt, Fragerunden eröffnet oder besondere Yogaformen und Massagen angeboten. Derart kamen wir in den Genuss einer sehr entspannenden von einem blinden Kambodianer durchgeführten Shiatsu Massage! Abends haben wir außerdem gejamt und gesungen, kambodianische Spiele und Tänze kennengelernt und einen spannenden Film zum Thema Minimalismus geschaut. Mein persönliches Highlight war allerdings das „Extasische Tanzen“, sprich großartiges gedankenloses Ausflippen zu einer interessanten Mischung aus vibrierenden Bässen, spherisch angehauchten Klängen und Justin Timberlake. Nach dem langen erfüllten Tag ging es dann immer ab halb elf in die bis zum Frühstück anhaltende “ Silent time“, in der weder mit Worten noch mit Zettelchen kommuniziert werden sollte. Sehr ungewohnt, aber super spannend. Vor allem als die Ruhezeit an eine Tag bis hin zum Mittagessen ausgedehnt wurde. Da kann man für sich, aber gleichzeitig mit anderen sein, ganz ohnderöflichkeitssmalltalk und Automatismusgesprächen.

„Lokah samastah sukhino bhavantu“ ist übrigens ein Friedensmantra, das übersetzt so viel wie „Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren.“ bedeutet. Dieses Mantra haben wir jeden Tag gesungen, noch viel häufiger allerdings „Ommmm“, nämlich vor und oft nach jeder Aktion, jeder Yogastunde, jedem Essen.. Das wurde dann doch irgendwann etwas viel.

Insesamt bescherte uns das kleine Hariharalayapradies fünf wundervoll erholsame wenn auch anspruchsvolle Tage, ganz viel Zeit zum Momentegenießen, etliche interessante Gespräche und großartige (neue) Erfahrungen.

Da hat uns die Rückfahrt rein in die Abgaswolke von Siem Reap etwas unvorbereitet zurück in den Reisealltag katapultiert. Glücklicher Weise hielt sie allerdings bestaunenswerte Orte für uns bereit. Zum einen die Floating Villages, bestehend aus riesig hohen Stelzenhäuschen, an denen wir langsam mit dem Boot vorbeituckelten, um letzten Endes auf dem See die Sonne in den Horizont eintauchen zu sehen.

Zum anderen wartete natürlich noch der oft als achte Weltwunder betitelte Angkor Wat und weitere Tempel Angkors auf uns. Vor Sonnenaufgang aufzustehen, war uns dann doch zu früh, sodass wir uns gemütlich um sieben (und das hat sich durchaus auch noch als fruh angefühlt) auf den Weg machten und entgegen der Massenströme nicht erst zu Angkor Wat fuhren. Stattdessen führte unser Weg zuallererst zu Bayon mit seinen meterhohen aus Stein gemeißelten Gesichtern, bewunderten wir alsdann Baphuon hinsichlich seiner Symmetrie, durchwanderten den von Bäumen mit riesigen Wurzeln durchwachsenen Ta Prohm und bestaunten schließlich den weiter außerhalb gelegenen Banteay Srei, der aufgrund seiner zauberhaft filigranen Verzierungen auch als Frauentempel bezeichnet wird. Angkor Wat war der krönende und ziemlich beeindruckende Abschluss eines ohnehin von viel Staunen geprägten Tages. Der Blick vom Haupttempel über die gigantische Anlage und die in der Ferne in Dunst verschwindenden Baumwipfel war einfach der Hammer. Etwas genervt waren wir zwischenzeitlich von den fotografierend an uns vorbeihetztenden Asiaten, doch wir waren ja nun geübt, den Moment zu genießen.

Siemreapisches Souvenir-Shopping
Hariharalayaparadies
Klettern – und zwar barfuß!
Endlich wieder Gitarre spielen..
Nachmittägliches Kuchengeschlemme
Floating Villages
Sonnenuntergang. Und posierende/fotografierende Asiaten.
Steingesichter des Bayons
Bayons Fotomodel
Ausblick vom Baphuon
Ta Prohm und seine Baum- und Wurzelfreunde (oder doch eher Feinde?)
Banteay Sreis grazile Verzierungen
Angkor Wat
Kaum mit der Kamera einzufangene Vorsonnenuntergangsstimmung vom Hauptgebäude Angkor Wats aus
Ein Typ: „Is this the sunsetviewpoint?“
Wir: „Not THE, but we are watching the sunset from here.“
Der Typ: „I thought you might know because you’re the only ones actually looking at the sun..“
Jaa.. Er hätte es womöglich auch sagen können, wenn er nicht uns sondern die Sonne angeschaut hätte..

 

34) Don Det – row row row your boat gently down the stream…

Da wie uns inzwischen so weit in den Süden bewegt hatten, war die Anreise zu den Viertausend Inseln nicht mehr weit. Wir fuhren zwar unnötiger Weise erstmal mit dem Minivan Leute einladend im Carré, um letztendlich doch direkt um die Ecke von unserem Hostel in den lokalen Bus zu steigen, doch dieser brachte uns in ein paar Stunden zum Anleger. Von dort tuckelte ein vollgestopftes Boot hinüber nach Don Det.

Gesäumt von unzähligen Bungalows und Restaurants auf hölzernen Stelzen, deren Terrassen mit Hängematten bestückt auf den Mekong blicken, versprüht die Insel einen einladenden und gemütlichen Flair. Richtige Straßen gibt es keine, auf den staubigen Schotterwegen fährt gelegentlich ein Moppet vorbei und bewegen sich ansonsten alle spazierend oder radelnd von A nach B. Bei der überschaubaren Größe ist dies auch kein Problem.

Schwärmenden Berichten folgend buchten wir für den nächsten Tag gleich eine Kajaktour. Ja, nicht ganz rudern, sondern paddeln, aber sanft den Fluss hinunter passte liedtechnisch einfach zu gut. Um acht sollte es ein inbegriffenes Frühstück geben, das wir dann auch um halb neun vor der Nase hatten. Anschließend fuhr uns ein Boot hinüber zum Haupzanleger der Insel, wo alle anderen Teilnehmer der Tour (auch die zwei Niederländer aus unserem Hostel Frühstück bekamen.) Leicht irritiert warteten wir uns sozialisierend bis alle fertig waren und konnten endlich aufs Wasser. Ein Guide schloss sich uns an und besang uns die Hälfte der Zeit mit laotischen Liedern und spritze die restliche Zeit über mit einer diebischen Freude alle anderen Boote und ihre Insassen nass. Nun verstanden wir auch, warum in der Beschreibung stand, man solle vollständige Wechselkleidung mitbringen.. Die Rache der Nassgespritzten bekamen wir nun wieder volle Lotte ab, aber was solls, bei der Hitze tut eine Abkühlung mehr als gut.
Der erste Zwischenstop galt einem kleinen Spaziergang zu einem Wasserfall, wo uns einer der Guides zudem ein Gestell zum Fischen präsentierte. Wieder zurück in den Kajaks paddelnten wir ein kleines Stück zu einem Ministrand, wo wir in ein motorbetriebens Boot umsattelten, um die drei im Gebiet verbliebenen Mekongdelfine zu suchen. So unwahrscheinlich es klingt: Wir haben sie auch tatsächlich gefunden und ihre Rückenflossen kurz zu Gesicht bekommen. Während das Boot den Delfinen hinterherfuhr, grillten die Guides vorne im Boot Gemüse- und Fleischspieße, sodass der Rauch uns nett um die Nase pfiff. An einem Sandhang ließen wir uns alsdann nieder, um hungrig die Spieße, gekochte Eier, Baguette, Kartoffelbrei (das findet man hier äußerst selten, vor allem aus frischen Kartoffeln!), Wassermelone und Banane zu verspeisen. Gestärkt brachte uns das Boot zu wieder einem anderen Anleger, an dem unser Kajaks auf einem Transporter geladen auf uns warteten. Statt die Kajaks aus-, wurden wir allerdings eingeladen und zum Khon Phapeng Wasserfall gebracht. Als volumentechnisch der größte Südostasiens beeindruckte er uns mit unfassbaren Wassermassen (durchschnittlich 11.000 m³ pro Sekunde!), die über und zwischen den Steinen und Felsen preschten. Passend also, dass Khon Phapeng übersetzt „Getöse des Mekongs“ heißt.
Auf den Transporter geladen fuhren wir zu wieder einem anderen Anleger (der sich als jener herausstellte, von dem aus wir auf dem Hinweg auf die Insel gelangt waren) und paddelten der fast untergehenden Sonne entgegen gen Don Det. Zum Abschluss sprangen wir hier verdienter Weise in das kühle Nass des Mekongs.

Wie wir bereits in Berichten gelesen hatten, fällt hier auf den Inseln tatsächlich gelegentlich der Strom aus. So kann es also passieren, dass es auf der Restaurantterasse plötzlich stockduster ist und man auch mit einem vorsichtigen „Hellooo, can we pay please..?“ in die Dunkelheit hinein leider nicht die Aufmerksamkeit der Restaurantbesitzerin erreicht. Zum Glück fiel der Strom nur für ein paar Minuten aus..

Da die Klimaanlage Giannas Halsschmerzen nun auch nicht besser gemacht hatten, ließen wir es an unserem letzten Tag auf der Insel ruhig angehen. Auf der Terrasse in der Hängematte liegen, erfrischende Fruitshakes schlürfen und von laotischer Musik beschallt werden muss schließlich auch mal sein.

Damit ist, auch wenn wir es selbst kaum glauben können und wollen, unsere Zeit in Laos tatsächlich bereits vorüber und heißt es Abschied nehmen von diesem wunderschönen Fleckchen Erde, das unsere Herzen im Sturm erobert hat. Doch die Neugier bleibt und heißt es nun: Kambodscha wir kommen!

Unser Stammlokal, dessen Inhaberin ihr „addictive food“ anpreist – zurecht, wie wir sagen müssen
Fröhliche Kajakende und tobende Wasserschlacht im Hintergrund
Zwischenstopp beim Wasserfall
Überfülltes Boot auf der Suche nach Mekongdelfinen
Die atemberaubenden Wassermassen des Kho Phapeng
Aufgeladene Kajaks
Aufs Dach geladene Kajakende
Entspannung mit Fruitshake, Hängematte und Ausblick

 

33) Konglor und Pakse – deine Welt sind die Beherge.

Der Tag an dem wir nach Konglor fuhren bedachte uns mit eindeutig zu vielen Schocks als es sich für einen einzelnen Tag gehört – vor allem da sich zwei Drittel von ihnen uns bereits am Morgen innerhalb einer Stunde attackierte.

Nachdem ein ATM an der Mall sich am Abend zuvor an meiner Karte verschluckt hatte, bekamen wir gesagt, wir sollen am nächsten Morgen ab 8 Uhr in der Filiale in der Mall nachfragen. Selbst das ließ uns nur eine Stunde vor der Abfahrt unseres Busses, um die Karte zu bekommen. Doch wie immer, kommt alles anders als man denkt…
Schock Nr. 1: Da war keine Filiale in der Mall.
Schock Nr. 2: Das Tuc Tuc, welches uns zu der Filiale bringen sollte, fuhr zu einer anderen.
Schock Nr. 3: Diese Filiale machte erst um 8:30 auf.
Schock Nr. 4: Nachdem sie sich uns noch vor offizieller Öffnung annahmen, sagte man uns, wir sollen am nächsten Tag nochmal kommen.
Schock Nr. 5: Nach einigem Herumtelefonieren sagte man uns, es käme ab 9 Uhr jemand.
Schock Nr. 6: Der in den Automaten blickende Mitarbeiter sagte, die Karte sei nicht darin.
Ich erspare euch das dazwischenliegende Hin und Her und sage nur noch eines: Danke danke danke an die hilfsbereiten Mitarbeiter, die sich uns annahmen obwohl sie offiziell noch gar nicht arbeiteten.
Wir vermerken: Kreditkarten werden nur in geöffneten Banken in Automaten geschoben.

Dass wir mit dem Bus natürlich keine fünf (wie die Touristeninformation, in der wir buchten, als einzige behauptete) und auch keine sieben (wie alle anderen Touristeninformationen angaben) sondern letztendlich achteinhalb Stunden brauchten und natürlich auch nur durch eine Bus-TukTuk-Kombi mit Aufpreis in Konglor ankamen, war im Endeffekt auch nur noch zum lächelnd den Kopf schütteln. Da schaut man doch lieber aus dem Fenster und freut sich der weiten Felder, des strahlend blauen Himmels, der kratzigen grauen Berge, der lachenden Sonne und der flauschigen grünen Hügel entlang des Weges.

Schock Nr. 7: Wir hatten vor lauter Schocks natürlich kein Geld mehr abgehoben, waren blanker als gedacht und im Dörfchen Konglor gab es keinen ATM, sondern nur im nächsten 43km entfernten Ort, von aus wir zuvor über eine Stunde Tuk Tuk gefahren waren.
Zum Glück hatten wir uns allerdings zuvor US Dollar besorgt und konnten diese im Hostel zurück zu Kip tauschen.

So stand unserem Ausflug in die Konglor Caves also nichts mehr im Wege. Da wir abends in der Dunkelheit gar nicht sehen konnten, wo wir überhaupt gelandet waren, standen wir morgens ziemlich baff auf unserer kleinen Veranda: Felder soweit das Auge reicht und der Horizont gesäumt von Bergen. Ein Traum! Nachdem wir uns losreißen konnten, stiefelten wir durch den kleinen Ort, vorbei an Häusern und Kühen und spielenden Kindern und anschließend durch den waldigen Nationalpark bis hin zum Wasser. Einem Guide folgend liefen wir sprachlos staunend entlang des türkiesgrünen Flusses bis hin zu den kleinen Booten am bergigen Eingang der Höhle. Mit unseren schicken Kopflampen, Rettungswesten und unseren daran befestigten Schuhen schipperten wir nun ins Dunkle der Höhle. Zwischendurch stiegen wir aus, um ein Stückchen die die Stalagmiten und -titen bewundernd einen Weg im Inneren zu bewandern. Nachdem unser Fahrer zwei Mal auf eine Sandbank aufsetzte, klopften unsere Herzen doch etwas schneller, wenn das Boot durch eine enge Stelle fuhr oder direkt auf einen Stein beziehungsweise die Höhlenwand zusteuern zu schien. Doch während es in unseren Köpfen schrie „Er weiß was er tut, Er WEISS was wer tut, ER WEISS WAS ER TUT“ chauffierte er uns sicher durch die Höhle, hinaus zu einem Picknickplätzen (mit zauberhaften auf uns herumkletternden Babyäffchen, von denen einer versuchte, mir meine Leberflecken abzupulen…!) und wieder zurück durch die Höhle zu unserem Startpunkt. Nachmittags saßen wir dann erfüllt auf unserer Terrasse und beschlossen diesen Ausblick dringend noch für einen weiteren Tag genießen zu wollen und buchten einen weitere Nacht.
Und wie wir ihn genossen den Ausblick. 80% des Tages verweilten wir auf unserem Himmel von Terrasse und machten nur Ausflüge zum Essen und Spazieren gehen. Durchs Dorf wandernd stellten wir fest, dass dies wohl ziemlich authentisches Laosdorfleben ist: kegelförmige Strohhüte, bellende Straßenhunde, Männer mit handbetriebenen Maschinen zur Feldarbeit, herumgackernde Hühner, winkende Kinder, grasende (oder tragischer Weise eher auf Müll herunkauende) Kühe und waschende Frauen am Fluss. Der Fluss schien wie wir feststellten nicht nur Waschraum sondern auch Badezimmer zu sein. Waschmittel und Shampoo schäumten fröhlich stromabwärts an den schnatternden Enten vorbei und wir fühlten uns plötzlich ein wenig wie gaffende Eindringlinge und gingen zurück.

Spannend an Konglor war auch, dass wir tatsächlich das erste Mal froren! Abends unter dem sternklaren Himmel wehte ein kühler Wind, sodass wir in unsere Fließjacken schlüpften und uns an einer warmen Suppe wärmten.

Im Morgengrauen wurden wir von einem dem krähenden Hähnen Konkurrenz machend Tuk Tuk eingesammelt, welches lautstark hupend durch das schlafende Dorf fuhr und sich nach und nach füllte. Selbst als es voll schien, hupte unser Fahrer fröhlich weiter und sprangen die Laoten bei jedem Stopp hilfsbereit aus dem Wagen, um Frauen und Kindern Sitzplätze zu geben und weitere Taschen, Eierpaletten, Reissäcke, Plastikeimer oder Feldarbeitgerätschaften unterzubringen. Passt nicht? Gibt’s nicht! Während wir normaler Weise in einem solchen Tuk Tuk zu zehnt gefahren sind, fanden auf unerklärliche Weise 26 Erwachsene, 4 Kinder, 2 Säuglinge und ihr jeweiliges Gepäck im und am Tuk Tuk Platz. Angesichts des Zeitaufwands alle(s) einzuladen und des Schneckentempos mit dem wir mit der Ladung die Berge hochkrochen, brauchten wir fünf statt der angekündigten zweieinhalb Stunden nach Thakek. Von dort aus ging es mit dem Bus weiter nach Pakse. Passt.nicht.gibts.nicht-mäßg wurden hier für die dazusteigenden Plastikhocker in den Gang zwischen den Sitzreihen gestellt. Zur augenscheinlichen Unterhaltung der Laoten und zum Grauen unsererseits, liefen auf dem mit Ducktape eingerahmten Fernseher zunächst zwei Stunden einer furchtbaren Comedysendung und die restlichen sechs Stunden schmalzige Popmusikvideos, die lautstärketechnisch kaum bis nicht von Kopfhörern mit eigener Musik zu übertönen waren. Man rechnet zwar damit, dass man länger und womöglich unbequemer als erwartet unterwegs ist, doch diese 14 Stunden von A nach B hatten es wirklich in sich.

Nach einer anständigen Portion Schlaf starteten wir am nächsten Morgen mit vier Koreanern und unserem Fahrer für den Tag zum Bolavenplateau (dem einzigen Grund, warum Touris überhaupt in Pakse verweilen). Eingeplant waren Stopps an drei Wasserfallen, zwei lokalen Dörfern sowie einem Café/Shop samt Kaffe- und Teeplantagen. Klingt nach Abklappern, doch letztendlich war es ein sehr schöner und abwechslungsreicher Tag ohne zu viel Stress an den einzelnen Stationen. Gleich zu Beginn überraschte uns der erste Wasserfall Tad Fane mit seiner unfassbaren Höhe und den tiefgrünen ihn umgebenen Bergen. Vom Aussichtspunkt konnte man quer durchs Tal in die Ferne staunen.
Eine kleine Stärkung gabs beim anschließenden Kaffee- und Teetasting. Neben laotischem Kaffee kosteten wir grünen, roten und gelben Tee und wanderten anschließend durch die Plantagen. Interessant die Ursprungspflanzen von ganz alltäglichen Lebensmitteln zu sehen, über die man sich bisher so wenig Gedanken gemacht hat.
Der Besuch der lokalen Dörfer war mir persönlich zu menschenzoomäßig. Die Kinder waren inzwischen schon so sehr an die großzügigen Touristen gewöhnt, dass sie frech in die Hände klatschend nach Süßigkeiten verlangten. Da hörte es dann bei mir endgültig auf.
Für die Mittagspause machten wir einen längeren Halt am zweiten Wasserfall, Tad Lo, der seinerseits mit Breite statt Höhe punktete.
Der letzte Wasserfall war zwar weder hoch noch breit, doch mit seiner Lage im Wäldchen und steinigem Flussbett ein idyllischer Abschluss des Tourtages.

Traumterassenblick
Fröhliche Cavetourende
Stalaktiten und -mitten im Konglor Cave
Nach dem Dunkel der Höhle: Blick in die wunderschöne Landschaft drumherum
Affenakrobatik
Ausruhen nach der wilden Bootstour durchs Cave
Passt.nicht.gibts.nicht-TukTukBesetzung
Der schlanke Riese Tad Fane
Laotischer Kaffee mit Milch (sehr süß, aber lecker)
So sehen also Kaffeepflanzen aus!
Tad Lo und seine Besucher
Lokales Dorf
Wasserfall Nr. 3
Entspannte Idylle an Wasserfall Nr. 3 zum Abschluss

32) Mit Schlenker über Phonsavan nach Vientiane – and the wheels on the bus go round and round..

Das als Reisebus angekündigte Transportmittel für die Fahrt nach Phonsavan glich im Endeffekt eher einem Minivan. Zwar einem mit 26 Plätzen, allerdings wurden diese auch von 29 Erwachsenen, drei Kleinkindern und zwei Säuglingen bevölkert, sodass der Busfahrergehilfe die insgesamt achteinhalb Stunden größtenteils serpentinige Fahrt stehen musste. Auch wenn von Beinfreiheit nicht die Rede sein kann, konnte man also durchaus dankbar sein, überhaupt einen Platz und diesen für sich zu haben. Gianna pfiff sich neben mir auf die Fahrt verteilt drei Reisekaugummis rein während der Typ vor uns zwischendurch aus dem Fenster hing, um sein Frühstück wieder loszuwerden. Doch der Blick aus dem Fenster machte alles wett: Wild bewaldete Berge soweit das Auge reicht, in der Höhe mit Nebel verhangen, in vereinzelten Tälern mit Häuser geschmückt und die ganze Zeit über in strahlenden Sonnenschein getaucht.

Phonsavan stellte sich als kleine nicht sonderlich ansehnliche Kleinstadt heraus, die mit ihrer einzigen Touristenattraktion, der Plain of Jars, nur verhältnismäßig wenige Touris anzieht. Wer außer uns ist schließlich so wahnsinnig nur deshalb für einen über achtstündigen Schlenker im Bus eingefercht zu sein. Trotz der Strapazen (auch jener, die folgten), sind wir froh, dort gewesen zu sein. Die Ebene der Tonkrüge beeindruckt natülich zum einen mit den „Ton“krügen (die eigentlich aus Stein sind) selbst. In drei Lagerstätten sind die einen halben bis drei Meter hohen und auf 1500 bis 2000 Jahre alt geschätzten Riesen in der Landschaft verstreut und verheimlichen gekonnt wer sie wofür ins Leben gerufen hat. Forscher sagen es könne sich um Urnen oder Destillationsgefäße für Begräbnisrituale handeln, manche Einheimische behaupten hingegen es seien Fässer zum Reisweinbrauen. Ganz genau wissen tut es allerdings keiner. Neben der mysteriösen Stimmung und den beeindruckenden Gefäßen hat es uns überdies mal wieder die Landschaft und der weite Blick auf Felder und Wälder und Berge angetan. Das ist aber auch schön, da mit dem Roller durchzujuckeln und anhalten zu können wann immer man es vor Enthusiasmus nicht mehr aushält und dringend (!) ein Foto machen muss. So konnten wir außerdem einen Abstecher zum Tad Lang Wasserfall machen. Besonders viel Wasser haben wir hier angesichts der Trockenzeit nicht angetroffen, doch die Landschaft war dennoch grandios. Und wann bekommt man schonmal die Möglichkeit, quasi km Wasserfall selbst (sprich in seinem Bett) herumzuklettern?

Am späten Nachmittag folgte dann der zweite strapaziöse Teil unseres Schlenkers, nämlich unsere erste Nachtbusreise. Praktischer Weise waren für die 10 Stunden Fahrt zwar waagerechte Betten im Bus installiert, allerdings (wie wir bereits aus Geschichten wussten) nicht besonders großzügig angelegt. Für die zierlichen und kleinen Laoten mag es zwar reichen, doch für uns waren 1,60m x 1,10m durchaus kuschelig und gestatteten es Gianna gerade so und mir gar nicht die Beine auszustrecken (zumindest nicht so man mit dem oberen Teil des Körpers ebenfalls eine liegende Position beibehalten wollte). So gut es ging machten wir es uns unter den kuschligen, freundlich zur Verfügung gestellten Decken gemütlich, versuchten uns in den Schlaf schunkeln und rütteln zu lassen und zwischendurch die für einsteigende Passagiere angeschaltete Partybeleuchtung des Busses zu ignorieren.

Im Morgengrauen dann doch etwas gerädert in Vientiane angekommen, ließen wir es erstmal ruhig angehen, linsten über den Mekong nach Thailand hinüber und kümmerten uns ansonsten um den Reisealltag Videos, Blog, Recherche und Wäsche.

Frisch mit Energie betankt starteten wir morgens unseren Ausflug zum etwas außerhalb Vientianes gelegenen Buddha Park. Nach mehrerem Herumgefrage fanden wir schließlich doch noch den öffentlichen Bus und kamen nach einer angenehmen Tuckelfahrt und kurzem Schock als fast alle an einem Bahnhof ausstiegen sicher am Park an. Ein sehr schöner Anblick wie all die völlig verschiedenen Skulpturen im Grünen verteilt stehen und sich dazwischen kleine Pfade entlangschlängeln. Durch die Mischung von Buddhismus und Hinduismus finden sich unter ihnen nicht nur Buddhas, sondern auch Menschen, Götter, Tiere und Dämonen. Zudem wurde das Gelände (das letztendlich kleiner als gedacht war) von einem kürbisähnlichen Gebäude verziert, in dessen Labyrinth man sich fast verlaufen konnte. In drei Stockwerken gab es nämlich immer einen Außen- sowie einen Innenkreis, die zwar immer mit Fenstern aber nicht immer mit einem Durchgang zueinander versehen waren. Hoch und runter kam man entweder durch eine sehr schmale Wendeltreppe in der Mitte oder ebenso enge Treppen im Außenkreis. Symbolisch stellen die Ebenen (wie wir im Nachhinein erfuhren) die Hölle, die Erde und den Himmel dar. Wir krachselten also durch den maulförmigen Eingang bis hinauf durch einen noch kleineren Ausgang auf das Himmelsdach und genossen den Blick auf den Park mit all seinen Skulpturen.

Trotz der ganzen bestaunten Buddhas durften ein paar Tempelbesuche natürlich dennoch nicht fehlen. Wat Si Sasek überraschte uns mit seinen sanften Pastellgelb- und Brauntönen, zu denen Gianna in ihrem Kleid zufälliger Weise ganz hervorragend passte. In der Phra Rabieng (zum Haupttempelgebäude hin offene und ihn umgebende Galerie) saßen nicht nur in zwei Reihen hintereinander fast ausschließlich in der gleichen Pose befindliche Buddhastatuen, sondern auch immer zwei kleine Buddhafiguren in jeder der hunderten torförmigen Vertiefungen in der Wand hinter ihnen.
Auf der weißen Fassade des Wat Phra Keo prangten wiederum frisch angemalte Elemente in strahlendem Gold und leuchtenden Rot. Innen glich er aufgrund der aufgestellten Vitrinen mit etlichen Buddhas darin eher einem Museum als einem Ort des Anbetens, doch von außen gefiel uns der neue Glanz ausgesprochen gut.
Etwas überfordert hat uns abschließend der Wat Si Muang mit seiner Farben- und Glitzerpracht. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte: zu den gold-rot verschnörkelten Säulen, den knallig bunten Gemälden oder den verschiedenartigsten Buddha- und Tierstatuen rund um das Gebäude. Es war auch tatsächlich der erste Tempel, an und in dem wir die Farbe ROSA erblickten. Sehr interessant, wenn auch insgesamt nach unserem Geschmack etwas zu viel des Guten.

Neben einem klassischen Nachtmarkt mit all den Schnabuleien, Schokusdingen, Spielzeugen und nachgemachten Markensachen, die das laotische und touristische Herz scheinbar begehrt, gibt es in Vientiane auch noch einen ziemlich unübersichtlichen Morgenmarkt. Hier werden neben dem bereits Genanntem auch noch sämtliche Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Schulsachen, Accessoires und Schuhe verscherbelt, die man sich so vorstellen kann. Uns zog er allerdings vorrangig für köstlich frisches Obst, gebackene Bananen, Sesambällchen und Bananenchips an.

Abschließend bestiegen wir noch das Patuxai – ein Siegesdenkmal aus Zement, welchen die USA ursprünglich für den Bau eines neuen Flughafens zur Verfügung gestellt hatte. Deshalb wird das Denkmal auch gerne „vertikale Rollbahn“ genannt. Man kann von Glück reden, dass die „Rollbahn“ in die Vertikale gebaut wurde, denn der Blick über die Stadt ist klasse und schick aussehen tut sie dazu mit ihren Zierelementen statt Fahrbahnmarkierungen.

Insgesamt also fleißg viel Busgefahre (round and round, round and round), doch auch durchaus viele andere aufregende Erlebnisse.

Rollertour zur Plain of Jars
Plain of Jars: Ausblick von Site 1
Plain of Jars: Site 2
Abstecher zum Wasserfall Tad Lang
Ein bisschen Wasser gabs auch am Wasserfall
Plain oft Jars: Site 3
Plain oft Jars: Riese auf Site 3
Riesenportion mit Riesenbeilagesalat für Sage und Schreibe 2€
Nachtbusgekuschel
Buddha Park
Abstruse Skulpturen im Buddha Park
Im Inneren des kürbisähnlichen Hölle-Erde-Himmel-Gebäude des Buddha Parks
Der Blick vom Himmel auf den Buddha Park
Ton in Ton mit dem Wat Si Sasek
Phra Rabieng des Wat Si Sasek
Wat Phra Keo
Wat Phra Keos frisch restaurierte Fassade
Wat Si Muangs wilde Farbpracht
Statuen und Farbspiel rund um den Wat Si Muang
Eine besonders schöne und vertikale Rollbahn: Das Siegesdenkmal Patuxai
Von Vientiane abschiednehmender Blick vom Patuxai

31) Über Huay Xai und Pakbeng nach Luang Prabang – thank god for this beautiful view!

Die letzte thailändische Tour war passender Weise mal wieder eine sehr typisch thailändische. Wir versuchten am Busbahnhof herauszufinden wo und wann der Bus nach Huay Xai in Laos fährt, wurden wild von A nach B und dann doch nach C geschickt, bekamen mal gesagt, der Bus fahre stündlich vom Busbahnhof im Stadtzentrum und dann wiederum es gäbe nur zwei Busse täglich vom außerhalb gelegenen Terminal; die eine erzählte von einem Shuttle zwischen den beiden Bahnhöfen, der nächste behauptete man müsse ein Tuk Tuk nehmen und der Tuk Tuk Fahrer verlangte erst einen absurd hohen Preis und zeigte uns dann doch die Shuttlebusse. Man fühlt sich so etwa konstant verarscht. Satz des Tages: Der Bus fährt stündlich, also zwei Mal am Tag.

Alldem trotzend stiegen wir nach einem feisten Stück Kuchen im Katzencafé (mit sooo vielen zauberhaften Katzen und leider einer allergielaufenden Nase meinerseits) in einen mit Ventilator bestückten lokalen Bus. Der fuhr alsdann mit mehr Leuten als Plätzen bestückt los und hielt an der nächsten Ecke wieder an, wo eine Decke auf und eine Kiste Fisch knapp vor meine Füße gefercht wurde und es endlich richtig losgehen konnte. Erst wunderten wir uns, dass scheinbar alle unterschiedliche Preise zahlten, doch wie wir feststellten, lag dies an den unterschiedlichen Zielen. Gefühlt irgendwo im Nirgendwo (und es gab viele Nirgendwos auf dem Weg) hielt der Bus nämlich an, um Leute ein- oder aussteigen zu lassen. Samt ihrer im besten Fall ein bis zwei Taschen und im Extremfall mit fünf mal fünf aneinandergeknoteten, mit Pilzen und Luft gefüllten Tüten. Zwischendurch wurden auch mal einfach nur Sachen aus und in den Bus übergeben – kein Wunder also, dass es neben dem Fahrer immer noch jemanden im Bus gibt und geben muss, der die Zwischenstopps koordiniert.
Nachdem wir vom Bus bei der Friendship Bridge ausgesetzt wurden, taten wir uns mit drei Backpackern aus den Niederlanden (wobei einer von ihnen eindeutig indischen Wurzeln zu haben schien) zusammen, fuhren mit dem Tuk Tuk zur thailändischen Grenzkontrolle (wo wir offiziell aus Thailand ausreisten) wechselten mit dem Bus über eine 8-förmige Schleife von Links- zu Rechtsverkehr (welches Nirdwada da auch immer war), tuckelten weiter zur laotischen Grenzkontrolle (wo wir unser Visum erhielten und offiziell nach Laos einreisten) und schließlich mit einem weiteren Tuk Tuk an unserem Hostel vorbei. Es galt also den Fahrer durch wildes an die Scheibe Klopfen zum Anhalten zu bringen und das Stück wieder zurückzulaufen. Abends fielen wir dann völlig erledigt ins Bett und tankten Kraft für die am nächsten Tag anstehende slow-boat-tour, die uns in 13 Stunden auf zwei Tage verteilt den Mekong hinunterdümpelnd über Pakbeng nach Luang Prabang bringen sollte.

So verbrachten wir also die zwei darauffolgenden Tage damit, stromabwärts den Mekong entlangzuschippern, dessen breites Flussbett von wundervoll saftig grün bewaldeten Hügeln und Bergen gesäumt ist. Gelegentlich sah man wie Kühe auf der Wiese grasen, Laoten ihre Felder bestellen, Wasserbüffel im Wasser der Sonne entfliehen, in einer Felsspalte etliche Buddhastatuen golden glitzern und Kinder am Strand Saltos üben. Im trübbraunen Wasser tauchten alle hundert Meter Steine und Felsen auf und über die Baumwipfel ragten hin und wieder kleine auf Stelzen stehende Behausungen. Freudig saugten wir den Anblick der unendlich scheinenden Bäume und Büsche und Minisandstränge und die frische Luft in uns auf. Hin und wieder hielt das langgezogene Boot mit einem kompliziert scheinenden Manöver an einem kleinen Strand oder einem Hügel, um Waren auszutauschen oder Laoten auf und vom Boot hüpfen zu lassen. Nach einem unspektakulären Zwischenstopp mit Übernachtung in Pakbeng waren wir tatsächlich froh darüber, noch weitere Stunden auf dem Boot verbringen zu können und konnten uns gar nicht an so viel größtenteils unberührter Natur sattsehen. Außerdem kam Gianna in Ruhe zum Videos schneiden, ich zum Lesen und Blogschreiben und wir zum Musikhören und Lonely Planeten. Dennoch war es nach acht Stunden dann auch genug mit der Bootfahrerei und sprangen wir gespannt an Luang Prabangs Hafen.

Luang Prabang zählt als alte Königsstadt und hat uns (wenn auch zunächst in einem etwas schäbigen Zimmerchen, das wir nach der ersten Nacht wechselten) mit charmanten Gassen, zauberhaften Cafés und leckerem Straßenessen (in Laos scheinen belegte Baguettes über die Maßen beliebt zu sein) in Empfang genommen. Durch die umgebenden Berge, den Strom des Mekongs und die unzähligen Bäume und Palmen und Sträucher und Blumen zwischen den Häusern, ist die Stadt außerdem unfassbar grün und beherbergt an so manchen Stellen einen großartige Aussicht.

Nachdem uns bereits die Landschaft am Ufer des Mekongs hat seufzen lassen, hat uns der Kuang Si Wasserfall nun ganz des Atems beraubt. Tatsächlich gibt Giannas Ausruf „Ich steerbe!“ am besten wieder, wie fassungslos begeistert wir von diesem umwerfend schönen Wunder der Natur waren. Zu Beginn rauscht er eine beträchtlichen Abhang herunter, um sich von dort aus über mehrere milchig helltürkiesfarbenen Becken unterschiedlicher Größe etliche kürzere Stufen den Hang hinabzubegeben. Dabei sucht sich das Wasser gurgeln und plätschernd seinen Weg über Steine und Felsen, zwischen kleinen Inseln, durch Spalten und Blätter, herum um Bäume und Büsche und vorbei an Schilfpuscheln und fotografierenden Touristen. An manchen Stellen kann man sogar in den Becken baden und auf den Stufen des Wasserfalls herumklettern – angesichts der glitschigen Steine und des milchigen Wassers gar nicht mal ungefährlich und sicherlich nicht deutschen Sicherheitsbestimmungen entsprechend. Vorsichtig wagten wir uns natürlich dennoch ins herrlich kühle Nass (wer kann da schon wiederstehen..!), noch immer fassungslos angesichts des uns augenscheinlichen umgebenden Paradieses. Auch wenn wir in Neuseeland und Gianna in Island so einige schöne Wasserfälle zu Gesicht bekamen, dieser übertrumpfte sie alle.

Am Abend beschlossen wir, uns mit laotischer Kultur weiterzubilden. Und zwar in Form einer Vorstellung im Theater mit traditionellem Tanz begleitet von einem laotischem Orchester. Zu Beginn wurde freundlicher Weise etwas zur aufgeführten Geschichte erzählt, allerdings leider mit so starkem Akzent, dass wir nichts verstanden. So blieb uns also nichts anderes übrig, als den fremden (und für mich persönlich auf Dauer etwas anstrengenden da eintönigen) Klängen des Fünf-Mann-„Orchesters“ zu lauschen und in den langsamen Tänzen der farbenfroh und mit Masken kostümierten Darsteller eine Handlung zu suchen. Leider vergebens. Stattdessen stellten wir fest, dass interessanter Weise sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die grazilen und präzisen Haltungen und Bewegungen der Hände hervorstechen. Während sich zumindest bei den Frauen der restliche Körper nur zaghaft bewegt, vollführen die Hände und arme sämtliche Drehungen und Haltungen. Auch wenn wir derartige Kultur in naher Zukunft erstmal nicht nochmal brauchen, eine spannende Erfahrung war es dennoch.

In Laos‘ zweitgrößter Stadt durfte ein Tempeltag natürlich nicht fehlen. Zu diesem Zweck tuckerten wir zunächst mit einer kleinen Autofähre hinüber zum anderen Ufer des Mekongs und wanderten dann an dessen Ufer durch das kleine anliegende Dorf und den umgebenden Wald. Zwar starben wir fast in der Mittagshitze, doch die freundlich lächelnden Laoten, die kleinen Tempel, all das Grün, auf uns zustürmende Kinder, die wunderschön bunten Schmetterlinge und vor allem die grandiose Aussicht auf Wasser, Stadt ind Berge hebten die Stimmung beträchtlich und ein Schuss Wasser auf den Kopf verschaffte die bitter nötige Abkühlung.
Völlig erledigt kamen wir wieder auf der anderen Uferseite an, stiefelten nach einer Stärkung an einem der vielzähligen Essensstände an der Straße jedoch wie geplant den im Stadtinneren gelegenen Berg Phou Si an. Zum zichsten Male schweißgebadet kamen wir an seiner Spitze und dem dort gelegenen Tempel an. Eigentlich hatten wir angedacht dort mit der wiedermal grandiosen Aussicht den Sonnenuntergang zu genießen. Angesichts der Massen an Touris, die offenbar den gleichen Plan hatten, war unsere romantische Vorstellung allerdings dahin und spazierten wir stattdessen nach ausgiebigem Aussichtgenießen dem Strom entgegen den Berg wieder hinunter. Natürlich nicht ohne auf dem Weg noch Buddhastatuen zwischen den Bäumen und in einer Höhle sowie Buddhas (für uns nicht ganz erkenntlichen) Fußabdruck in einem kleinen Tempel einen Besuch abzustatten.

Was den Ohrwurm der Woche angeht: Die Interpretin dieses wunderschönen Liedes ist Tina Dico.

Zunächst ewiges Warten am Hafen – eine pünkliche Abfahrt kann man hier nicht erwarten.
Booootfahren
Braune Mekongbrühe und grüne Laosberge
Tempel im Sandstein
Luang Prabangs zauberhafte Einkaufsstraße
Der Schopf des Wasserfalls und seine Fans
Fließendes Paradies
Milchig türkiese Pools, die zum Erfrischen einladen
Der Königspalast
Theaterbesuch
Bunt geschmückt und bemasket
Da hat sich das Wandern gelohnt
Touris als wundervolle Spielpartner.
Aussicht auf die grüne Königsstadt
Fastsonnenuntergang vom Phou Si

30) Chiang Rai – I’m walking, yes indeed, and I’m talking…

Unsere Tour im Reisebus gestaltete sich zwar als eine ziemliche Achterbahnfahrt mit Überholmanövern, deren man vorzugsweise nicht Zeuge geworden wäre, doch nach dreieinhalb Stunden kamen wir dennoch wohlbehalten im abendlichen Chiang Rai an. Dort mussten wir zunächst eine Schar Taxifahrer abwimmeln, die einfach nicht verstehen wollten, dass man auch zu seinem Hostel laufen kann, und spazierten schließlich durch die belebten Straßen zu unserer nächsten Heimat. Die stellte sich als Farbkombinationswahnsinn heraus, kredenzte uns allerdings am nächsten Morgen ein hervorragendes Frühstück. Während im doppelt so teuren Hostel in Chiang Mai nicht mal jeden Morgen Toast da war, wurde hier das Buffet wie Tischlein deck dich immer wieder mit verschiedenen Obstsorten, kleinen Pizzahappen, Toast, Butter, Marmelade und Wasser für Kaffee, Kakao oder Tee aufgefüllt.

Nach der ganzen Abgasbelästigung in Chiang Mai (der süßliche Geruch der Tuk Tuks wird mit jedem Tag abstoßender) beschlossen wir, eine Fahrradtour zum berüchtigten weißen Tempel ein Stückchen südwestlich von Chiang Rai zu unternehmen. Nachdem wir Stadt und große Straßen hinter uns gelassen hatten, wurde es endlich zunehmend grün mit Feldern und Bäumen und Palmen sowie bunt vor lauter Blumen. Am Horizont ragten stolz die umgebenden Berge auf und wir freuten uns des Radelns. Nach 14km tauchten endlich die weiß glitzernden Spitzen des Wat Rong Khun auf. Der Weg zum Hauptgebäude führt zunächst als eine langgezogene Brücke vorbei an aus dem Boden ragenden Händen (symbolisch die Hölle) bis hin zum Eingang des Tempels (symbolisch das Himmelstor). Während er aus der Ferne eher an den Palast einer bösen Schneekönigin erinnert, sind die Verzierungen von Nahem betrachtet sanft und verschnörkelt – da musste ich mich natürlich direkt verlieben. Auch das schlichte weiß in Kombination mit den leuchtenden Spiegelsteinchen ist ganz in meinem Sinne. ;)

Da uns der Wind um die Ohren und das flexible Unterwegssein zugesagt hat, liehen wir am Folgetag sogleich nochmal die Fahrräder aus. Dieses Mal ging es zunächst zum näher gelegenen blauen Tempel, Wat Rong Suea Ten, errichtet vom Schüler des Erbauers des weißen Tempels. Der blauen Grundfarbe entsprechend finden sich viele Wellen- und Wassermotive an seinen Wänden. Abgesehen vom blau sind viele schmückende Elemente ganz zu Debbys Entzücken mit sämtlichen Farben des Regenbogens verziert und durch wilde Farbverläufe plastisch hervorgehoben. Sehr beeindruckend, wenn auch stilistisch weniger meins.
Alsdann radelten wir weiter zum Wat Tham Phra (Buddha Images Cave). Inmitten einer Höhle im Berg sind hier etliche Buddhastatuen aufgestellt und wird somit eine interessante Kombination aus Natur und Kultur geschaffen. Nachdem ein Mönch Debby beim Meditieren beobachtet hatte, bastelte er ihr einen kleinen glücksbringenden und schützenden Anhänger – sie grinste strahlend von einem Ohr bis zum anderen (ich konnte schwören ihre Augen waren herzförmig).

Um tatsächlich mal vollständig dem Abgasgestank der Stadt und der Straßen zu entfliehen, buchten wir für den dritten Tag im Chiang Rai eine Trekkingtour. Mit einer nationalitätsmäßig bunt durchmischten Gruppe wanderten wir also durch den Dschungel und die umliegende Berglandschaft. Selbst an recht steilen bewachsenen Hängen gab es nur in Ausnahmefällen ein Geländer, doch unser Guide bestückte uns sogleich mit einem aus Bambus geschnittenen Wanderstab und bastelte aus riesigen Blättern Stirnbänder für uns – so viel zum Thema „manchmal ist es unvermeidbar bescheuert auszusehen“. Einem geschenkten Gaul guckt man bekanntlich nicht ins Maul. Zur Mittagszeit wurde die was.kann.man.alles.Tolles.mit.Bambus.machen-Erfahrung durch bamboo cooking erweitert. In die zurechgeschnittenen Bambusröhren füllten wir auf Anweisung hin Eier, geschnittenes Gemüse, Gewürze und Wasser. Dann wurden sie mit einem Blatt verschlossen, einem Loch versehen und an ein Gestell über dem Feuer neben die Fleischspieße gelehnt. Während alles garte, schnitzten unser Guide und einer der beiden Köche Tassen und Schälchen aus dünnerem Bambus während der andere Koch aus einem riesigen Stück Bambus und zwei Y-förmigen Ästen eine Art Buffee aufbaute (auch wenn es eher einem Futterkrug glich). Darin wurde nun das gestockte Ei und knusprige Fleisch angerichtet sowie das gegaarte Gemüse samt Flüssigleit mit Nudeln und Kokosmilch verfeinert. Köstlich! Gestärkt wanderten wir weiter durch den wild bewachsenen Dschungel, erklommen kleine und große Hügel, quietschten über die grandiose Aussicht, spazierten durch einige Bergdörfer, bewunderten einen uns kühl sprenkelnden Wasserfall, durchliefen eine Teeplantage und endeten schließlich in einem Hotpool (wobei uns ein Coolpool wohl eher zugesagt hatte). Alles in allem ein genialer Tag in der Natur mit leckerem Essen und in angenehmer Begleitung.

Am letzten gemeinsamen Abend genossen wir noch leckeres Streetfood vom Nachtmarkt und setzten Debby am nächsten Morgen in ihren Bus nach Chiang Mai, von wo aus sie ihre Reise nach Neuseeland antreten wird. Damit enden die ersten vier Wochen, das Reisen zu viert (beziehungsweise zu dritt) und unsere Zeit in Thailand. Wir blicken erfüllt auf all die Dinge, die wir erlebt und bestaunt haben und starten nun selbstbewusst und voller Vorfreude in den nächsten Abschnitt unserer Reise: Laos wir kommen!

Radeln durchs Grüne
Der wunderschöne weiße Wat RonTempels
Kleiner Traumgarten im Gelände des weißen Tempels
Buddhastatuen in den Felsen am Wegesrand
Der blaue Wat Rong Suea Ten
Blau blau blau sind alle meine Kleider…
Wilde Wanderer
Endlich Natur pur
Bambusmikado
In Bambusröhren gekochtes Mittagessen aus dem Bambusfuttertrog
Kühle Brise am Wasserfall
Uuund das Kontrastprogramm Hotpool

 

29) Chiang Mai – Looi Looi Krathong, Looi Looi Krathong

Die zweite Hälfte unserer Zeit in Chiang Mai wart durch das thailändische Lichtfest Loi Krathong geprägt, dessen Name übersetzt so viel wie „schwimmendes Floß“ bedeutet. Bei der dreitägigen Feier und auch zuvor sieht man bereits überall in den Straßen Thais, die derartige Krathongs aus Bananenstauden, Blüten, Räucherstäbchen und Kerzen geschickt zusammenfalten und -stecken. Diese werden dann der Tradition nach wohl mit einem Haar, einer Münze und einem Fingernagel bestückt zu Wasser gelassen und mit einem Gebet die Sorgen des vergangenen Jahres fortgeschickt. Darüber hinaus wurden wir Zeuge davon, wie die Stadt tagelang voller Aufregung mit unzähligen bunten Laternen geschmückt wurde und es überall kleine und größere keksähnlich anmutende Kerzen zu kaufen gab. Zum Auftakt wurden die Kerzen den gesamten Graben, der das viereckige Stadtzentrum umschließt, entlang aufgereiht und von Schülern in ihren Schuluniformen und neugierigen Passanten (wie uns zum Beispiel) nach und nach angezündet. Mit den Kerzen am Boden und den Laternen zwischen den Bäumen strahlt und leuchtet die Stadt auf ganz besondere Weise. Wir stromerten mit leuchtenden Augen durch die Straßen, zunächst entlang des Wassers und schließlich zu angekündigten Veranstaltungsorten. Am Three King’s Monument fanden die Miss-Wahlen statt, am Osttor wurde traditionelles Tanzen und Musizieren präsentiert und überall dazwischen etliche Essensstände aneinandergereiht. Im bereits zuvor erwähnten Wat Inthakin Sadue Muang (der schwarze Tempel Chiang Mais) erstanden wir selbst eine kleine Laterne, schrieben jeder etwas darauf und hingen sie zu all den anderen in den Tempel.

Am zweitem Abend wurden wiederum nach Lanna-Tradition ein nicht zu enden scheinender Strom an Khom Lois (zu deutsch „schwebende Fackeln“), also Kong-Ming-Laternen (diese Lampions im Heißluftballonprinzip) gen Himmel geschickt. Die Nawarat Bridge und ihre Umgebung war dementsprechend völlig überfüllt mit tausenden Menschen, die Laternen hochsteigen ließen, für Selfies posierten, über zurückkehrende Laternen aufschrien, das Spektakel filmten oder einfach nur bewunderten. Abgesehen von Menschen, waren die Straßen mit (fahrbaren) Ständen umrandet, an denen Thais für die hungrige Meute Fleischbällchen, Frühlingsrollen, Tofuhappen und Tarotaschen frittierte; Waffeln backte; Spieße, Wachteleier, und Nudeln briet; Früchte und Eis zu Shakes verarbeitete und Schnokus verkaufte. Begeistert futterten wir uns durch all die Köstlichkeiten und bewunderten dabei den Strom an aufsteigenden und am Vollmond vorbeischwebenden Laternen beschallt von hupenden Autos, rufenden Menschen, Loi Krathong singenden Lautsprechern und andere Musik dudelnden Boxen. Der Loi Krathong Song begleitete uns bereits seit den Vorbereitungen des Lichterfestes als grandios geeigneter Ohrwurm und ist natürlich thematisch hervorragend passend für diesen Blogeintrag. Falls ihr reinhören und mitsingen mögt, hier die Karaokeversion: https://youtu.be/UP1N2kYZ-Gc

Zum Höhepunkt und Abschluss des dreitägigen Feierns fand ein riesiger an Karneval der Kulturen erinnernder Umzug statt. Prachtvoll geschmückt und verkleidet reihten sich prunkvolle Wägen sowie tanzende, musizierende, senftentragende, wägenziehende oder einfach nur schönaussehendlächelnde Thais aneinander und zogen gemächlichen Schrittes durch die gesamte Innenstadt. Statt die Straßen zur staunenden Meute hin abzusperren, wie man es wohl in Deutschland vorfinden würde, begnügten sich die Veranstalter hier, Polizisten mit schrillenden Trillerpfeifen vorzuschicken, um genügend Platz zu schaffen. Insgesamt sehr beeindruckend und wundervoll anzusehen.
Parallel dazu (und wie wir später erfuhren auch bereits am zweiten Tag) ließen etliche Menschen die bereits beschriebenen Krathongs in den Fluss. Das war enttäuschender Weise weniger idyllisch als erwartet. Die sich darauf befindenden Kerzen und Wunderkerzen gingen nämlich recht zügig wieder aus, sodass die in der trüben Brühe des Mae Nam Ping flüssabwärts treibenden Krathongs eher wie Müll aussahen. Dennoch hatte die Stimmung etwas besonderes. Denn auch hier hörte der Strom nicht auf. In diesem Fall an Menschen, die mit ihren Krathongs ans Ufer wollten, um diese mit einem Gebet zu Wasser zu lassen.

Unerfreulicher Weise (doch zum Glück mit guten Ausgang!) mussten wir zwischendurch einem Krankenhaus einen Besuch abstatten. Julis Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen, die bei uns eine kurze Malariapanik auslösten wurden in einem ewigen Hin und Her zwischen Wartezimmer und Behandlungsraum letztendlich als Beginn einer Hals(ja, das fanden wir auch merkwürdig…)infektion diagnostiziert. Sie hat Antibiotika bekommen und wir konnten uns an den Krankenschwesteroutfits erfreuen (wundervoll oldschool samt mit Haarnadeln festgestecktem Hütchen).

Als krönenden Abschluss unserer Zeit in Chiang Mai besuchten wir den zurecht berühmten Wat Phra That Doi Suthep. Bereits die zum Tempel führende Treppe ist beeindruckend, sie scheint ewig in die Höhe zu steigen, begleitet von zwei Schlangen, die das Geländer emporkriechen. In der Mitte der Tempelanlage selbst ist ein vergoldeter Chedi, der zur Abendstunde in warmes Licht getaucht ist und damit die umliegenden Tempelgebäude zum Leuchten bringt. Auf akustische Ebene wurden wir von Mönchsgesängen eingehüllt.

Am Abend vor Julis Abflug gingen wir zudem erstmals in eine Bar, kosteten zwei verschiedene thailändische Biere und verbrachten bei Rock vergnügt den letzten Abend zu viert.

Abschließend noch ein laar Sätze zu thailändischen Besonderheiten.
1. Die Schuhe muss man nicht nur in Tempeln, sondern auch in fast allen Hostel und einigen Läden (darunter auch manche Apotheken) ausziehen.
2. Die Bäder von Hostels sind gerne als Gesamtnassräme gestaltet. Sprich, die Dusche hat keine Kabine, sodass man beim Duschen das gesamte Bad samt Waschbecken und Toilette unter Wasser setzt und entsprechend auch nach dem Pinkeln nassfüßig das Bad verlässt. Manchmal gibt es auch Kabinen, doch auch in diesem Fall hat die Dusche oft keine separate Kabine, sondern teilt sie sich mit einer Toilette.
3. Die Stufen der meisten Treppen sind für uns trampelige Riesenfußeuropäer generell nicht tief genug. Man watschelt also leicht schräg gestellt die Treppen hinunter und muss gleichzeitig darauf achten, sich den Kopf nicht an irgendeinem niedrigen Vorsprung zu stoßen.
4. Das Essen wird, so man es als Takeaway mitnehmen möchte, in Plastiktüten getan und diese mit Luft aufgebläht durch einen speziell herumgewickelten Gummi verschlossen.

Wir verbuchen auf die Liste der lustigen Schreibweisen: Omelatt, puropse und a lar carte.

Achja, und für alle, die es bisher noch nicht bemerkt haben: Nach und nach fügen wir zu den entsprechenden Blogeinträgen auch bewegte Bilder mit Eindrücken aus der Ferne ein. :)

Keksteelichte am Ufer des Kanals
Den Kerzen folgend durch die Stadt
Lauter bunte mit Wünschen und Grüßen beschriftete Laternen vor dem Wat Inthakin Sadue Muang
Ein goldener Sternenhimmel aus Khom Lois
Prunk und Pracht des Umzuges
Noch mehr Prunk und Pracht
Thailändische Krankenschwesteroutfits
Buddhastatuen im Wat Phra That Doi Suthep
Vor dem Chedi des Wat Phra That Doi Suthep